Weg vom Krisenmodus, hin zur Gestaltung: Hainburger Wald im Wandel Bau-, Verkehr-, Wirtschaft- und Umweltausschuss informiert sich bei Waldbegehung über Strategiewechsel und Naturschutz
Der Treffpunkt am Parkplatz „Am Katzenbuckel“ markierte den Startpunkt für eine Bestandsaufnahme, die weit über einen gewöhnlichen Spaziergang hinausging. Der Bau-, Verkehr-, Wirtschaft- und Umweltausschuss der Gemeinde Hainburg traf sich zur Waldbegehung, um sich von Forstamtsleiter Melvin Mika ein detailliertes Bild über den Zustand des heimischen Forstes zu machen. Die Botschaft des Experten war klar: Der Wald leidet unter dem Klimawandel, doch die Strategie der Forstwirtschaft ändert sich grundlegend und umfassend, um dem entgegenzuwirken.
Lange Zeit befand sich die Forstwirtschaft in einem reinen Reaktionsmodus. Trockenheit und Hitze sorgten dafür, dass Förster primär mit der Beseitigung von Totholz beschäftigt waren. „Wir wollen vermeiden, künftig nur noch als ‚Leichenbestatter‘ des Waldes zu fungieren“, verdeutlichte Mika die Dringlichkeit einer strategischen Neuausrichtung. Veraltete Methoden seien obsolet, stattdessen setze man nun auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wie etwa der Forstlichen Versuchsanstalt Göttingen, um den Wald aktiv zu entwickeln. Das Ziel ist der Umbau von anfälligen Monokulturen hin zu klimastabilen Mischwäldern aus Kiefer, Buche und Birke.
Ein zentrales Thema der Begehung war das Vogelschutzgebiet „Sandkiefernwälder der Untermainebene“. Hier gilt es, den lichten Charakter der Kiefernwälder zu erhalten, da dies der Lebensraum des Ziegenmelkers ist – einer Art, die besonders typisch für diesen Lebensraum ist. Da die Kiefer als Lichtbaumart Schatten nicht verträgt, müssen proaktiv Lichtungen geschaffen werden – quasi eine Imitation von Sturmschäden.
Dabei berichtete Mika transparent auch über Lerneffekte, so ist es wichtig, die Bodenbearbeitung vor dem Fallen der Kiefernsamen abgeschlossen. Zudem sollen zukünftig mehr Samenbäume stehen gelassen werden. Diese spenden zudem Schatten, um den „Sonnenbrand“ an der Rinde von Jungbäumen in Hitzejahren zu verhindern. Geduld ist dabei die wichtigste Währung: Erste Erfolge zeigen sich auf solchen Flächen oft erst nach vier Jahren.
Auch die Verkehrssicherungspflicht entlang der Straßen fordert von der Forstverwaltung vieles ab. Instabile Bäume werden konsequent entfernt („Im Zweifel gegen den Baum“). Um die hohen Kosten für aufwendige Baumkontrollen langfristig zu senken, plant die Gemeinde Hainburg die Etablierung gestufter Waldränder anstelle von Hochwald direkt an der Straße.
Hinsichtlich der Waldbrandgefahr gab Mika Entwarnung, obwohl Totholz aus ökologischen Gründen im Bestand verbleibt. Das Risiko gilt aufgrund der gut ausgestatteten Feuerwehren und der Waldbesucher, die als „Frühwarnsystem“ fungieren, als beherrschbar.
Wirtschaftlich betrachtet ist der Forstbetrieb derzeit nicht gewinnbringend. „Wir sind auf Förderprogramme angewiesen, um Defizite zu vermeiden“, so der der Erste Beigeordnete Lukas Buhl. Eine wichtige Säule ist hierbei das KLAWAM-Programm, über das die Gemeinde Hainburg jährlich 56.000 Euro erhält. Die Auflagen – etwa die Ausweisung von Habitatbäumen und die Stilllegung von fünf Prozent der Waldfläche – wurden bereits erfüllt.
Die Begehung machte den Ausschussmitgliedern deutlich: Die kommende Zehnjahresplanung wird aufgrund der Schäden eine reduzierte Holzernte ausweisen müssen. Der Fokus liegt nun auf der langfristigen Stabilisierung des Ökosystems Hainburger Wald.
