Waldbegehung – Der Wald konnte etwas durchatmen
„Das letzte Jahr war von regelmäßigen Niederschlägen geprägt, der Wald konnte allem Anschein nach etwas durchatmen. Auch in 2024 fiel der Niederschlag regelmäßig und kam so letztlich auch im Grundwasser an. Nichtsdestotrotz gehen wir weder von einer generellen Trendwende aus noch davon, dass es in den nächsten Jahren stetig so weiter geht.“ Diese Worte verkündete Mika Melvin, Forstamtsleiter des Forstamtes Langen den Mitgliedern des Bau-, Verkehr-, Wirtschaft- und Umweltausschusses während der Waldbegehung im Hainburger Wald.
Revierförster Herrmann und Forstamtsleiter Melvin berichten zunächst allgemein über die aktuelle Situation und die Probleme im Wald.
Seit 2018 hat sich Klima verändert und die Jahre waren insgesamt zu trocken. Der Niederschlag war im vergangenen Jahr etwas höher als in den Jahren zuvor, aber noch nicht ausreichend, damit sich der Wald richtig erholen kann. So fielen im Jahr 2023 insgesamt 860 Liter Niederschlag; bis Oktober 2024 fielen bisher 824 Liter. Dies bedeutet, dass der Niederschlag im Grundwasser ankommt und der Boden gesättigt ist. Zudem hat der Wald noch immer mit den Folgen der erhebliche Schäden des Sturms im Jahr 2019 zu kämpfen.
Revierförster Herrmann berichtet, dass an bestimmten lichten Flächen, wo bereits alte Eichen stehen, eine selbständige Nachverjüngung stattfindet. Diese Pflegefläche werden durch ein Gatter vor Wild geschützt werden, damit kein Verbiss erfolgt. Diese Maßnahme ist sehr wartungs-/ pflegeintensiv. Von daher werden solche Pflegeflächen mit Gattern nur dort errichtet, wo die Chancen am höchsten sind, einen Erfolg zu erzielen.
Ein weiterer Punkt ist die Verkehrssicherungspflicht am bzw. im Wald. Überall im Kreis Offenbach werden Verkehrssicherungspflichten in der Nähe von Straßen und Bebauung vorgenommen. Hierzu ist das Forstamt rechtlich verpflichtet. Hier werden im gesamten Kreisgebiet in den nächsten Wochen Maßnahmen durchgeführt. Im Wald selbst gibt es keine Verkehrssicherungspflicht; Ausnahme, sofern z. B. im Wald Sitzgelegenheiten geschaffen wurden (Ruhebänke). In diesem Fall ist das Forstamt zur Verkehrssicherungspflicht verpflichtet. Von daher werden in einigen Kommunen Sitzgelegenheiten abgebaut, da hier die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Sollte jedoch von einem Baum im Wald im Bereich von Wegen eine Gefahr ausgehe , wird dieser entnommen. Sofern bei solchen Bäumen der Artenschutz (z.B. durch Höhlen) greift, geschieht dies in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach. Alle Entnahmen von Bäumen erfolgen außerhalb der Brut- und Setzzeit.
Durch EU-Förderung konnten 766 m Waldwege in der Gemarkung Hainburg in Stand gesetzt werden. Die Kosten belaufen sich auf 21.000 €, wovon 50 % durch EU-Förderungen beglichen werden konnten. Der Wegebau war notwendig, da durch den Holzeinschlag des vergangenen Jahres der Waldweg beschädigt wurde.
Eine weitere Förderung ist das „Klimaangepasste Waldmanagement“ (Klawam). Klimaschutz und Anpassung der Wälder an den Klimawandel sind eine nationale Aufgabe von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Dem Erhalt der Wälder als wichtige Kohlenstoffspeicher und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung kommen hierbei eine besondere Bedeutung zu. Um Waldbesitzende zu unterstützen, diese Aufgabe zu meistern, hat die Bundesregierung die Zuwendung "Klimaangepasstes Waldmanagement" geschaffen. Zusammen mit Hessen Forst hat die Gemeinde Hainburg einen entsprechenden Förderantrag gestellt und eine Fördersumme von jährlich rund 56.000,- € für die nächsten 10 Jahre bewilligt bekommen. Die meisten Vorgaben werden bereits seit Jahren von der Gemeinde Hainburg erfüllt. Als Beispiel ist eine Vorgabe das Ausweisen von 5 Habitatbäume pro Hektar, welche in einer Karte auch digital erfasst werden. Für Hainburg bedeutet dies insgesamt knapp 3000 Habitatbäume auszuweisen. Bisher wurden 2500 Habitatbäume ausgewiesen; es können auch sog. Anwärterbäume ausgewiesen werden. Eine weitere Vorgabe ist, dass mindestens 5 % der Waldfläche für 20 Jahre stillgelegt werden müssen. Da dies der Gemeinde einen wirtschaftlichen Verlust bringt, wird dies durch das Förderprojekt Klawam gefördert.
Forstamtsleiter Melvin erläutert den Ausschussmitgliedern ebenfalls die Hähersaat im Hainburger Wald. Hier erfolgt eine Anpflanzung von Eichenbäumchen und ein Schutz vor Verbiss der Bäume durch eine Hülle. Nach und nach werden in diesem Gebiet neue natürlich gewachsene kleine Bäume durch Hüllen geschützt.
Die Nachfrage nach Brennholz ist weiterhin sehr hoch. Die sogenannten „Lesescheine“ gibt es im klassischen Sinne nicht mehr. Der Brennholzverkauf läuft ausschließlich nur noch über den Brennholzshop des Holzkontor DaDiOf. Hier können Interessierte sogenanntes Polterholz erwerben und dann im Wald abholen. Hierzu sind gewisse Vorgaben zu erfüllen (u. a. Nachweis Feuerstättenbescheid, Motorsägenschein). Info: https://holzkontor-dadiof.org
Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Horst Winter und Bürgermeister Christian Spahn bedanken sich bei den Vertretern von Hessen Forst für die ausführlichen Erklärungen und für ihren Einsatz für den Hainburger Wald.